Heute wurde im Programm Kultur ganz groß geschrieben. So begann
unser Tag direkt am Denkmal "Vittoriano", der versetsogenannten
"Schreibmaschine". Dieses monumentale Bauwerk aus weißem Marmor, dass
als Nationaldenkmal Italiens im 19. Jahrhundert erbaut wurde, und durch
seine prächtige Komposition aus Gemälden, Statuen, Säulen und
Freitreppen, sowie den beiden über die ganze Stadt ragenden Quadrigae
versetzte uns in Staunen. Ein Staunen, aus dem wir nicht so schnell
herauskamen. wenige Meter weiter erschlossen sich uns Überreste der
altrömischen Innenstadt. Theater- und Tempelruinen, Triumpfbögen und
Hausfundamente schmückten den Weg zum Kollosseum, welches wohl für viele
Pilger*innen den Höhepunkt des heutigen Tages darstellte. Auch wenn die
logistische Meisterleistung, die etwa 1000 Teilnehmer*innen in das
Bauwerk zu bekommen, große Herausforderung darstellte und für einige mit
stundenlangem Warten und Frustration verbunden war, lohnte sich das
Anstehen. Die römische Architektur des Kollosses ließ eine*n im Inneren
so verschwindend winzig erscheinen und versetzte eine*n zeitgleich in
eine frühchristliche Zeit. Das perfekte, sonnig-warme Wetter krönte den
Aufenthalt im Amphitheater. Fortgesetzt wurde die alt-römische
Besichtigung mit einem Gang durch die Ruinen des Forum Romanum, dem
Marktplatz und zentralen Lebensort der antiken Römer. Ein Weg über den
Palatin entlang der Säulen und verfallenen Grundmauern lässt nur
erahnen, welch ein Leben in vergangenen Tagen dort stattfand. Sehr viele
Impressionen wirkten auf uns ein.
Wer sich theologisch und
geschichtlich weiterbilden wollte, kam aber heute auch nicht zu kurz.
Über den Tag verteilt fanden an zentralen Orten Roms diverse Workshops,
Vorträge, Diskussionen und Gesprächsgruppen statt. Angefangen von
Geocaching, bei dem man die Stadt für sich selbst erkunden konnte, über
thematische, okümenische Angebote bis hin zu einem Besuch der deutschen
Botschaft am Heiligen Stuhl, verbunden mit einem Austausch mit
Botschafterin und Schirmherrin Schavan, war für jeden das passende
dabei. Auch für den einen oder anderen Stadtbummel blieb Zeit, und so
freute man sich, wenn man in der fremden Großstadt doch hin und wieder
das ein oder andere bekannte Gesicht sah oder ein blauer bzw. gelber
Pilgerschal in den römischen Gassen aufblitzte.
Sehr viele
Eindrücke, sehr viele Erlebnisse, die alle ersteinmal verarbeitet werden
müssen. Doch dafür bleibt nicht viel Zeit, denn morgen geht es endlich
zum Papst. Mit Luther und den Thesen der Pilger*innen im Gepäck. Denn
diese schreiben schon seit Sonntag fleißig an Thesen, die dem Papst in
einem Buch überreicht werden sollen. Sie handeln von gelebter Ökumene
und zeigen auf, was sich im Verhältnis zwischen den Kirchen endlich
ändern muss, um in der Verschiedenheit zur wirklichen Einheit der
Christen zu werden.